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Waaghaus

In direkter Nachbarschaft zur Kirche befindet sich mitten in Türkheim das denkmalgeschützte Waaghaus. Der zweigeschossige Giebelbau mit nach Westen abgewalmtem Satteldach wurde um 1600 als Wohnhaus mit Stall in Holzständerbauweise erbaut. Erhalten sind von diesem ursprünglichen Bauwerk nur noch ein Ständer in der Nord-Ost-Ecke der Stube sowie Deckenbalken und Unterzüge. Das Gebäude hat mit mehreren Umbauphasen eine wechselvolle Baugeschichte. 1781 wurde das ehemalige Waaghaus zum ersten Mal schriftlich erfasst. 1847 erhielt es ein neues, steileres Dach. Um 1900 wurden in der überdachten zweigeschossigen Durchfahrt im westlichen Wirtschaftsteil die Waage eingerichtet. Diese ehemalige Funktion prägt auch heute noch die Bezeichnung des Gebäudes.

Für die Nutzung als zukünftiges Gemeindezentrum wurde neben der Sanierung des Bestandsgebäudes, ein Neubau mit einem großen Veranstaltungssaal ergänzt. Der Anbau erhält ein markantes Satteldach aus Kupfer. Das elegante Material wiederholt sich an den Außentüren. Fein ausgearbeitete Details wie der Falz des Kupfers an den Türen oder die in Nischen gesetzten Fallrohre ermöglichen ein zeitgemäßes Erscheinungsbild. Der Gemeindesaal wird über einen eigenen Eingang im Norden betreten. Großformatige Fensteröffnungen verzahnen an dieser Stelle das Außen mit dem Innen. Im Saal selbst ist die Kubatur des Neubaus mit seiner Dachform spürbar. Neben den großen, runden Pendelleuchten prägen wertige Oberflächen wie geöltes und gewachstes Hirnholzparkett aus Eiche oder die Holz-Alu Fenster und Türen den Innenraum. Holz-Zement-Paneele an der Decke sorgen für eine bessere Akustik. Ein zusätzlicher eingeschossiger Anbau im Westen bietet Raum für die Küche sowie ein Lager.

Im Bestandsgebäude wurde die ursprüngliche Durchfahrt erhalten und markiert heute mit einer großen Verglasung den Eingangsbereich. In diesem ehemaligen Wirtschaftsteil befand sich auch damals auch die Waage, die zukünftig an einer anderen Stelle im Gebäude gezeigt wird. Durch einen Wechsel im Bodenmaterial wird die ursprüngliche Lage der Waage weiterhin gekennzeichnet. Neben dem großen Gemeindesaal im Neubau kann der Eingangsbereich auch als kleiner Saal für Veranstaltungen genutzt werden. Im Erdgeschoss folgt nach der ehemaligen Durchfahrt, eine neue Spange mit Sanitäranlagen sowie Räume im ehemaligen Wohnhaus, die ortsansässigen Vereinen zur Verfügung stehen. Die Räume im ersten Obergeschoss werden durch die Volkshochschule genutzt. Die Raumaufteilung im Bestandsgebäude wurde weitestgehend beibehalten. Nur im ersten Obergeschoss wurden für eine bessere Nutzung zwei Zimmer zusammengelegt, die durch eine Faltwand getrennt werden können.

Im Rahmen der Sanierung des historischen Bestands wurde die Dachkonstruktion saniert und teilweise verstärkt. Die roten Biberschwanzziegel bilden einen angenehmen Kontrast zur weißverputzten Fassade. Nicht nur die dunkelgrünen Fensterläden wurden saniert und wenn nötig erneuert, sondern auch die vorhandenen Fenster, die für einen besseren Wärmeschutz durch Vorfenster im Innenraum verstärkt wurden. Zusätzlich wurden die alten Dielen, die historischen Türen und die Treppe inklusive des Geländers behutsam instandgesetzt. Nach der Erweiterung und der Sanierung präsentiert sich das alte Waaghaus in neuem Gewand.

Jahr 2023

Ort Türkheim

Auftraggebende Marktgemeinde Türkheim

Typologie Sanierung und Erweiterung

Nutzung Kultureller Begegnungsort

Auszeichnung 2024 Denkmalschutzmedaille

Fotos Nicolas Felder, Wiggensbach